Werbung von Thonet von 1931. Frau mit schwarzen Bubi-Kopf sitzt auf einem roten Freischwinger. In der rechten Hand hält sie ein Buch und liest und links hält sie eine Zigarette. Links von ihr steht ein runder Glastisch mit Stahlror als Gestell. An der Wand sieht man ihren Schatten und den des Tisches.

Moderne Linien aus Stahl: 100 Jahre Bauhaus

Ob Legende oder Fakt: Es klingt plausibel, dass der Anblick eines Fahrradlenkers Marcel Breuer auf eine bahnbrechende Idee brachte. Stahlrohr an sich war zur damaligen Zeit schon keine Neuheit mehr. Es wurde bereits im 19. Jahrhundert eingesetzt, zum Beispiel im Transportwesen oder in Krankenhäusern. Doch für den Einsatz von Wohnmöbeln galt es als zu kalt und hart.

Am Anfang steht ein luftiger Hocker…

Vor genau 100 Jahren ändert sich das. Denn Marcel Breuer sieht in diesem Kontrast ein ästhetisches Potential. Heutzutage ist das Stahlrohr das Symbol für den Freischwinger. Doch am Anfang stand ein Hocker im Zentrum. Kein anderes Möbelstück verkörpert die ästhetische und historische Verbindung zu Bauhaus so sehr wie die B 9 Kollektion von Thonet: Die reduzierte Form der Tische und der Hocker ermöglichen einen freien Blick durch den Raum.

Das entspricht ganz Marcel Breuers Philosophie: „möbel, sogar die wände eines raumes, sind nicht mehr massig, […] sie sind vielmehr luftig durchbrochen, […] in den raum gezeichnet; sie hindern weder die bewegung, noch den blick durch den raum.“

Bild aus dem Bauhaus Archiv. Siegfried Giesenschlag liegt auf einer Liege im Atelier in Dessau. Links von ihm steht der Hocker B9 und eine Leuchte neben einem Waschbecken.

100 Jahre Bauhaus in Dessau

1925 entwarf Walter Gropius das Bauhausgebäude in Dessau. Heute ist es Teil des UNESCO-Welterbes. Es ist Bezugspunkt, doch nicht Entstehungsort der Stahlmöbel. Breuers Experimente fanden in den Versuchswerkstätten der Junker-Flugzeugwerke statt.

Flyer von Thonet vom Jahr 1931. Man sieht unterschiedliche Varianten von Freischwingern in gezeichneter Form in unterschiedlichen Farben. Darauf steht: "Stahlmöbel Thonet 1931. System Architekt Marcel Breuer. Diese Bilder können nur zeigen, wie die Möbel aussehen. - Wie bequem und praktisch sie sind, möchten wir Ihnen gerne am Original vorführen. Bitte, kommen Sie zu uns, auch als Nichtkäufer sind Sie willkommen. Thonet-Mundus Ges.m.b.H. Generalvertretung für Salzburg, Tirol und Vorarlberg: Luis Unterlechner, Innsbruck. Heiligeiststraße 15, Telephon 511"

Marcel Breuer und Thonet beginnen die Zusammenarbeit

1927 wird der erste Freischwinger präsentiert. Und zwei Jahre später gibt Thonet den ersten Katalog mit Stahlmöbeln heraus. Ab 1930 wird eine eigene „Stahlabteilung“ in Frankenberg eröffnet: Es ist der Beginn des Aufstiegs zum größten Stahlrohrmöbel-Hersteller der Welt.

24 grafische Abbildungen von unterschiedlichen Freischwingermodellen und Experimenten

Das Stahlrohrfieber ergreift Europa

In den 1930er befindet sich ganz Europa im Stahlrohrfieber: Namhafte Personen wie Eileen Gray, Charlotte Perriand, Le Corbusier, Gerrit Rietveld, Hans Luckhardt, Erich Mendelssohn, Alvar Aalto: Sie alle entwarfen neue Möbel mit der neuen Formbarkeit.

Neue Zeitlosigkeit: Weiterentwicklung der Klassiker

Der Reiz des Stahlrohrs lag in seiner Plastizität. Bugholzmöbel hatten bereits beweisen, dass neue Formen nur eine Frage der Technik waren. Seitdem werden sie immer wieder neu gedacht. So auch jetzt von der Modedesignerin Jil Sander, die die Klassiker S 64 und B97 in ihrer Edition JS . Thonet in den Linien NORDIC und SERIOUS neu interpretiert.

Für ein zeitloses Interieur.

Thonet Plakat von 1930/1931in gelb und graublau. Darauf steht: Thonet. Stahlrormöbel" Man sieht auf gelben Untergrund Schreibtischk, Freischwinger, Hocker und Stuhl

Thonet ist eine Klassiker-Marke

Thonet ist seit 1819 Möbelhersteller für den Wohn- und Objektbereich. Mit Leidenschaft und höchster Expertise im Bereich Bugholz und Stahlrohr fertigt der deutsche Hersteller Design-Ikonen. Zum Beispiel den berühmten Thonet- Kaffeehausstuhl oder Bauhausklassiker aus der Feder von Mart Stam, Marcel Breuer oder Mies van der Rohe, ebenso wie von führenden zeitgenössischen Designern.

Lokales Werk in Deutschland

Im Frankenberger Werk wird lokal und mit Blick auf höchste Qualität und Handwerkskunst produziert. Immer im Fokus: Langlebigkeit und Nachhaltigkeit durch eine zeitlose Formensprache, Ressourceneffizienz und höchste Funktionalität. Auf Wunsch können Produkte im Werk auch revitalisiert werden, um den Lebenszyklus zu verlängern.


2025 ist das Jahr des ikonischen Designs. Auch das modulare Möbelsystem USM Haller feiert diesen Herbst seinen 60-jährigen Geburtstag. Zeit, einen Blick auf zeitloses Design zu werfen.

Design- und Formensprache ist die eine Sache, die andere ist es, Räume und Umgebungen so zu gestalten, dass alle darin besser arbeiten können. Das ist der Fall, wenn inklusiv gedacht wird. 

Dieser Artikel stammt von Eileen Badaou

Bilder von Neumann Communication