Wie wurde das Büro zu dem, was wir heute kennen?

Um Arbeitsumgebungen und die damit verbundene Arbeitsweise innovativer zu gestalten, müssen wir uns an die ursprüngliche Idee des Büros erinnern. Wie und wozu entstand das Büro? Was ist der Daseinszweck für unsere heutige Arbeitsumgebung?

Anfänge in der Antike

Die ersten Anfänge eines büroähnlichen Arbeitsortes befannen im alten Rom: In einer Art Staatsarchiv (Tabularium) wurden wichtige Schriftsätze aufbewahrt – das befand sich nicht nur in Rom, sondern auch in den Kastellen an den Rändern des Imperiums. Mit dem heutigen Büro war das natürlich nicht gleichzusetzen, aber es zeigt, dass das Bedürfnis nach Verwaltung und Schriftverkehr auch bereits damals zu einem Staatsapparat dazugehörte.

Sandro Botticelli: Der heilige Augustinus bei der Arbeit

Die ‚Burra‘ der Mönche schützen das Kostbarste

Im Mittelalter setzte sich dies durch die sogenannten Skriptorien fort. Seit der Spätantike gab es sogenannte Schreibstuben, die sich vor allem in Klöstern befanden. Dort saßen Mönche in durch Vorhänge abgetrennten Kabinen und widmeten sich dem Studium und der Abschrift der heiligen Schrift, der antiken Lehrwerke, Verwaltungsbüchern und später auch der ersten Literatur (wie beispielsweise die Merseburger Zaubersprüche, die im 10. Jahrhundert auf althochdeutsch niedergeschrieben wurden).

Die Tische der Mönche waren mit der ‚Burra‘ bespannt, einem groben Tuch, das dazu diente, die kostbaren Bücher zu schützen. Diese Vorrichtung ist die Namensherkunft für unser heutiges Büro. Da zu dieser Zeit das Schreiben eine rare Kunst war, war so eine Art ‚Arbeitsplatz‘ auch ein Zeichen von Prestige und Macht.

Arbeit als Mission: Büros sollen Potentiale entfalten

Die zentrale Aufgabe des ‚Büros‘ war es im Mittelalter, Kostbares zu schützen. Das Kostbarste, das das Büro heutzutage aufweisen kann, ist der Mensch mit seinen vielfältigen Potenzialen und Fähigkeiten. Das Interessante der damaligen Arbeitsweise liegt in der Definition von ‚Arbeit‘ selbst: Es war kein Job, es war eine Mission. Es ging nicht nur um Bedürfnisbefriedigung, sondern um die freie Entfaltung des eigenen Potentials. Eine echte Inspiration für das heutige Arbeiten im Büro und die Suche nach ‚Purpose‘.

Holzschnitt von Jost Amman in Nürnberg 1585, Bild @Heinz Nixdorf Museum

Schreibtisch als Mittelpunkt in der frühen Neuzeit

Die ersten Formen des modernen Büros entstanden in der Renaissance und dem ausgehenden Mittelalter durch den wachsenden Fernhandel. Die dazugehörigen Buchhaltungs- und Finanzierungssysteme wurden von Italien aus nach Deutschland importiert. Der zentrale Arbeitsraum im Kaufmannshaus war der Mittelpunkt der Geschäftsvorgänge. Der dort stehende Schreibtisch entwickelte sich schnell zum wichtigsten Möbelstück im Raum, da dort sämtliche Arbeitsvorgänge getätigt wurden.

Örtlichkeiten für das Privat- und Arbeitsleben trennen sich

Im 17. Jahrhundert etablierte es sich allmählich für Beamte, Anwälte und schreibende Berufe, ein Büro zu unterhalten. Die Entwicklung ging von den Städten aus. Amsterdam, London oder Paris waren Vorreiter in der Errichtung der ersten prachtvollen Bürobauten. Denn durch diese Bauten konnten auch Reichtum und Macht ausgestrahlt werden. Vor allem große Bankdynastien zeigten ihr Vermögen durch prunkvolle Gebäude. Durch diese Entwicklung entstand die Zweiteilung der lokalen Funktionalität: Ein Ort (=Büro) ausschließlich zum Arbeiten, der andere für das Privatleben (=Zuhause). Die Zeit war gekommen: Das Büro wurde zum zweckgebundenen Bau.

Schieben Sie die Gestaltung Ihrer Arbeitsumgebung nicht auf die ‚lange Bank‘

Ein interessanter Fakt: Das Sprichwort: ‚etwas auf die lange Bank schieben‘ stammt aus der frühen Zeit. Vorgänge wurden noch nicht alphabetisch, sondern chronologisch notiert und in Stapeln auf eine Bank niedergelegt. Was damals ein normaler Vorgang war, ist heutzutage keine gern gesehene Eigenschaft beim Arbeiten im Büro. Schieben Sie die menschenzentrierte Gestaltung Ihres Büros also nicht auf die lange Bank.


Hier kommen Sie zu Teil 2 unserer kleinen Blogreihe zur Geschichte des Büros. Geschichte ist mehr als nur ein Blick in die Vergangenheit. Es kann uns zeigen, wie und warum unsere Gegenwart geformt wurde und wichtigen Input für unsere Zukunft liefern.

Sitzen ist das neue Rauchen: Wir wir Arbeitsumgebungen gesundheitsfreundlich gestalten können. 



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Büroplanung 2024: Was Sie jetzt wissen sollten

Wir alle haben unterschiedliche Vorstellungen davon im Kopf, wie Büros aussehen (oder aussehen sollten). Von der Google-Erlebniswelt mit Tischkicker und Fitnessstudio zu der monotonen Welt des amerikanischen Großraumbüros wie im Film ‚Office space‘ (dt. ‚Alles Routine‘, von 1999) bis zu dem typisch deutschen Einzelbüro. Ob gutes oder schlechtes Image, Fakt ist, dass wir einen Großteil unserer Lebenszeit in unseren Arbeitsräumen verbringen. Und diese maßgeblich zu unserer Lebensqualität beitragen können. Doch wie sieht das ideale Büro aus? Wie viele und welche Zonen braucht ein wirkungsvolles Bürogebäude?

Es gibt eigentlich keine universelle Antwort, denn eine ideale Büroumgebung muss jedes Unternehmen individuell für sich erarbeiten. Aber es gibt drei Spezialräume, die für die Produktivität und das Wohlbefinden einen Unterschied machen. Allgemein gilt: Es wichtig, die Arbeitsumgebung so zu gestalten, dass sie eine gesunde Lebensweise ermöglichen und vereinfachen. Dazu gehören Tageslicht, Frischluft, verschiedene Räume mit bestimmten Funktionen und dazu passende Farbkonzepte.

Bewegung ist essentiell für die Produktivität

Einer der Spezialorte ist eigentlich kein dezidierter Ort selbst, sondern der Zugang zu Bewegung. Arbeitsumgebungen sollten so geplant werden, dass nicht das Sitzen den Alltag bestimmt. Höhenverstellbare Tische, gemeinsame Bewegungspausen oder Spaziergänge an der frischen Luft. Grundsätzlich gilt: Jeder kann sich auch an seinem Arbeitsplatz bewegen, solange sich niemand anders davon gestört fühlt. Natürlich helfen flexible Möbel, die man auch einmal für 10 Minuten beiseite schieben kann, bei der Motivation zum gemeinsamen Sport.

Denn für alle Menschen gilt: Beim Sport und auch explizit beim Tanzen entwickeln wir neue Ideen. Denn Hirnfitness passiert im Alltag, nicht in einer statischen Position am Schreibtisch. Durch die Bewegung kommt mehr Sauerstoff ins Gehirn (das übrigens 20 Prozent des gesamten Sauerstoffbedarfs im Körper benötigt), der wiederum die Hirnaktivität ankurbelt. Sodass wir produktiver und konzentrierter arbeiten können.

Kreative Umgebung fördert Arbeitsprozesse

Der zweite Spezialort ist die Umgebung im allgemeinen. Denn eine reizarme Umgebung hat ebenso langfristige Folgen für die Gehirnaktivität der Mitarbeitenden wie ein ständiger Bewegungsmangel. Einmal kurz wissenschaftlich beleuchtet: Die Stimulation des limbischen Systems sendet positive Neurotransmitter (chemische Botenstoffe) an den Frontalkortex. Diese wirken wie ein Dünger für neuronale Prozesse. Doch wenn das fehlt, kann die Motivation darunter leiden.

Wir brauchen also unterschiedliche Reize aus der Umwelt, damit unser Gehirn dauerhaft angeregt wird. Kurz gesagt: eine anregende Atmosphäre sorgt für eine positive Stimmung und eine höhere Produktivität. Dabei hilft es, wenn es verschiedene Raumszenarien gibt, die zum Beispiel durch eine sinnvolle Farbgestaltung unterschiedliche Denkprozesse anregen. Ein blau gestalteter Raum kann beispielsweise bei zukunftsorientierten Arbeiten helfen, ein Roter bei Aufgaben, die Struktur und Genauigkeit erfordern.

Fest steht: Ein gelegentlicher Raum oder Szenenwechsel bringt uns auf neue Ideen. Den sogenannte ‚Doorway-Effekt‘ kann man sich dabei sogar zu Nutzen machen. Dass wir beim Betreten eines Raumes das eigentliche Handlungsziels unseres Tuns vergessen, ist nicht mehr relevant, wenn uns die Umgebung genug neues Futter liefert, um noch bessere Ideen hervorzubringen.

Fokusareale für ungestörtes Arbeiten

Eine kreative Gestaltung der Arbeitswelt wirkt sich auch auf die Konzentrationsfähigkeit aus. Wichtig ist dabei das Maß an Reizen, die auf den Menschen einwirken. Absolutes No-Go sind dabei Ablenkungen und Lärm. Denn ansonsten muss das Gehirn Störungen dauerhaft ausblenden. Die mentalen Ressourcen, die das kostet, fehlen im Umkehrschluss bei der eigentlichen Arbeit. Deshalb ist essentiell, dass es in Arbeitsumgebungen spezifische Zonen gibt, die für die reine Fokusarbeit gedacht sind. Diese dürfen durchaus anregend gestaltet sein, allerdings mit Farben und Design zurückhaltender als die Zonen, die für kreative Brainstormings oder Kommunikation gestaltet werden.

Wie kann man die kognitiven Funktionen unterstützen?

Als Führungskraft steht man vor der komplexen Aufgabe, mit den unterschiedlichen Bedürfnisse von verschiedenen Menschen und deren Gehirnen konfrontiert zu sein. Diese Herausforderung müssen wir als Chance begreifen und uns damit auseinandersetzen, wie wir Arbeitsumgebungen so gestalten können, dass sich alle Mitarbeitenden wohlfühlen und ihr Potential voll ausschöpfen können. Ein Schlüsselelement ist dabei die Wertschätzung, die entgegenbracht werden muss. Denn sie kreiiert psychologische Sicherheit und hat einen starken Einfluss auf die Hirnaktivität. Wer sich sicher fühlt, kann frei denken und effizienter gestalten.

Wichtig ist es, anzuerkennen, dass unterschiedliche Mitarbeitende auch unterschiedliche Bedürfnisse für effizientes Arbeiten haben. So brauchen introvertierte Menschen beispielsweise mehr Rückzugsorte, während extrovertierte durch kreative und kommunikative Spielräume angesprochen werden. Zur Wertschätzung gehört auch das Mitbestimmungsrecht bei der Gestaltung von Arbeitsplätzen: also offen zu diskutieren, welche Raumumgebungen beim Arbeiten unterstützen, welche Tools und Möbel noch gebraucht werden etc.

Ein weiterer Bereich, der aktiv unterstützt, sind einladende Pausenräume, denn nur durch regelmäßige Pauseneinheiten bleibt das Gehirn aktiv. In diesen können je nach Bedarf und Größe Sporttools, Tischtennisplatte oder so etwas wie Jonglierbälle als Hirnbooster bereit gestellt werden. Letzteres fördert die mentale Flexibilität. Denn beide Gehirnhälften werden benötigt und interagieren miteinander. Das wirkt entspannend und mental aktivierend. Auch das momentan häufig gebrauchte Wort ‚Nudging‘ findet an solchen Orten seine Daseinsberechtigung. Denn das Anregen oder Anstupsen kann subtil Verhaltensänderungen bewirken, ohne erhobenen Zeigefinger. Dazu gehört der Zugang zu frischem Wasser, Obst am Arbeitsplatz oder eine gemeinsame bewegte Pause.

Eine bewusste Gestaltung fördert Mensch & Arbeit

Relevant ist eine bewusste Raumgestaltung: Wir müssen verstehen, wozu  und wie Räumlichkeiten benutzt werden. In der Gestaltung muss eine klare Absicht erkennbar sein. Die Arbeitswelt muss einfach und klar benutzbar sein. Ein einfaches Beispiel: Informelle Orte wie Lounges oder Workcafés sind beliebt, weil sie neue Perspektiven geben und eine angenehme komfortable Atmosphäre ausstrahlen. Doch wenn ich keinen Zugang zu Elektrizität habe oder sinnvolle Ablageorte fehlen, werde ich diesen Ort nicht nutzen oder nicht im vollem Umfang, wie er mir dienlich sein kann.


Gesund im Büro – das ist gar nicht so schwer, wenn einige grundlegende Dinge beachtet werden. 



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