Trendfarben: ‚RAL Colour Feeling 2025+‘

Unsere Wahrnehmung wird unbewusst durch Farben bestimmt. Sie sind Begleiter der unterschiedlichen Jahreszeiten und ein Kommunikationstool in Handwerk, Architektur, Industrie und Design. In Europa gibt es seit 1925 den genormten RAL-Farbfächer, der jeder Farbe eine eindeutige Nummer zuordnet.

RAL Colour Feeling: 15 Trendfarben für gesellschaftlichen Wandel

Während Pantone jedes Jahr eine Farbe des Jahres auswählt, entscheidet sich das RAL-Institut für einen anderen Ansatz: Alle zwei Jahre gibt es einen Farbtrendbericht „Ral Colour Feeling“ mit 15 Farben, die die gesellschaftliche und gestalterische Entwicklung der letzten 60 Jahre mit einbezieht. Epochale Farb- und Materialzyklen werden analysiert. Technologische Früherkennung und die Folgen dieser auf Design und Kultur spielen dabei eine immer größere Rolle.

Motto: Care    + Collaborate – für eine zukünftige Gesellschaft, für die es sich zu arbeiten lohnt

Das Motto des diesjährigen Colour Feeling ist: CARE + COLLABORATE. Die 15 Farben werden in enger und intensiver Zusammenarbeit und durch Expertenbefragung mit dem ‚Institute International Trendscouting‘  an der Hochschule in Hildesheim ausgesucht und entwickelt. Die Farben sollen eine Richtlinie und Unterstützung Gestaltender sein. Die Stichwörter zu den aktuellen Trendfarben sind: Resonant, Anregend, Robust, Fördernd und Inklusiv.

Trendbox gewinnt Design Award

Die Farben gibt es auch in der haptischen Variante. RAL bringt auch eine Box mit unterschiedlichen Materialmuster zu den Colour Feelings heraus. Die RAL Trendbox 2025+ überzeugt und hat beim ‚German Design Award‘ in der Kategorie ‚Excellent Product Design‘ mit Gold die höchste Auszeichnung bekommen.

Welche Farben haben überzeugt?

Die aktuellen Trendfarben zeichnen sich vor allem durch eines aus: die warmen, überwiegend dezenten und natürlichen Grundtöne. Es ist eine geerdete Ästhetik, die den Fokus auf Kreislaufwirtschaft, ethische Rücksichtnahme und ein regeneratives Design setzt. 5 der Grundtöne sind aus der vorherigen Palette übernommen worden, denn die Trendfarben bauen auf der Vergangenheit auf und blicken in die Zukunft.

Sinnvolle Kombinationsmöglichkeiten für Arbeits- und Lebensräume

Die Farben sind so aufgebaut, dass unterschiedliche Kombinationen zu wohlbedachten Kommunikationstools werden. Sie sind flexibel miteinander kombinierbar, doch je nach Auswahl haben sie eine eher funktionale, sinnliche, narrative, ethische oder spielerische Komponente. Entdecken Sie selbst und finden Sie Ihre Auswahl für Ihre Arbeits- und Lebensräume.


Kleine Änderung – große Wirkung: Wie Farbe wirkt 

Wie wirken Farben konkret im Büro? 

Pantone Peach Fuzz – Die Farbe des Jahres 


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Pantone Peach Fuzz – Die Farbe des Jahres

Der freundliche Pfirsichfarbton Pantone Peach Fuzz 13-1023 ist auf subtile Art und Weise sinnlich.

Warum eigentlich eine Farbe des Jahres?

Seit 25 Jahren wird eine Farbe des Jahres gewählt – um die Menschen dazu anzuregen, dass Farben Geschichten erzählen. Es sollte Aufmerksamkeit generiert werden, um auf die Beziehung, die zwischen Kultur und Farbe besteht, hinzuweisen. Denn Pantone ist sich sicher: Globale kulturelle Ereignisse können durch die Sprache der Farben ausgedrückt und widergespiegelt werden.

Einfluss der Trendanalyse

Was anfangs im Rahmen eines Ausbildungsprogramms stattfand, hat nun Kultstatus erlangt und ist ein weltweit kulturelles Phänomen. Es weist darauf hin, welche Wichtigkeit Farben im gemeinsamen menschlichen Erleben hat. Der Einfluss der Farbe des Jahres auf Mode, Industrie-, Fahrzeug-, Produktdesign, dekorative Kosmetik etc. ist enorm.

Wie kommt es zur Wahl einer ‚Color of the year‘?

Allerdings wird die Farbe nicht einfach zufällig ausgewählt. Internationale Farbexperten suchen auf der ganzen Welt nach Farbeinflüssen. Dabei werden Filme, Kunstsammlungen, Künstler, Lebensstile, Reiseziele, die technologische Entwicklung – also komplexe sozioökonomische Faktoren mit berücksichtig. Einen wichtigen Aspekt spielt auch der Einfluss der sozialen Medien oder auch Sportereignisse. Auf einer komplexen Makroebene findet eine Trendanalyse statt. Persönliche Vorlieben oder wirtschaftliche Aspekte spielen dabei keine Rolle. Es ist ein langer, fließender Dialog von vielen Expert*innen, der letztlich zu einer Einigung führt.

In der Geschichte der ‚Farbe des Jahres‘ kam es auch schon vor, dass zwei Farben (2016: 13-1520 Rose Quartz und 15-3919 Serenity; 2021: 17-5104 Ultimate Gray und 13-0647 Illuminating)  gewählt wurden oder dass eine eigene Farbe kreiert wurde, um die richtige Botschaft zu vermitteln. (2022: 17-3938 Very Peri)

Was möchte uns nun wohl der Farbton Pantone Peach Fuzz 13-1023 ausdrücken?

Peach Fuzz ist ein ansprechender Pfirsichton, irgendwo zwischen Rosa und Orange, der eine atmosphärische Ruhe ausstrahlt. Mit der gewissen Vintage-Note spiegelt er einen Hauch von Vergangenheit wider und regt uns jedoch an, in die Zukunft zu blicken. Er enthält Assoziationen von Neuanfang, Frische, die Lust auf Gemeinschaft und Zugehörigkeit. Es ist ein stiller und doch kraftvoller Farbton, der uns neue Energie verspricht und trotzdem innehalten lässt. Eine ideale Farbe für Orte, die Wohlbefinden, Zusammenhalt und Inspiration ausstrahlen sollen.


Einen ähnlichen Ansatz verfolgt RAL mit seinem Trendreport 2025+, der beim German Design Award 2024 Gold gewonnen hat. Dort wurden insgesamt 15 Farben ausgewählt, die die Entwicklung der heutigen Welt widerspiegelt und hohe Relevanz in Architektur, Design, Handwerk, Handel und Industrie haben. 

Sie interessieren sich mehr für die Farbgestaltung in Ihrem Büro? Hier zwei interessante Blog-Artikel, um Ihnen einen Überblick der Farbwirkungen zu verschaffen:

Farbe wirkt – Wie mit kleinen Änderungen großes bewirken können 

Wie wirken Farben konkret im Büro? Hier geben wir Ihnen passende Beispiele. 


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Büro als Ort der Kommunikation

Das Büro gab es schon lange, bevor es zum ‚Ort‘ wurde. Es ist allen voran eine Aktivität, die durch die passende Umgebung gestützt werden muss. In den letzten Blogs haben wir uns mit der Historie des Büros auseinandergesetzt: Von der Antike bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Heute schlagen wir den Bogen in den Eintritt in ein neues Zeitalter: das Internet und seine Auswirkungen auf die Art und Weise, wie wir heute arbeiten. Denn diese Entwicklungen haben das moderne Büro geprägt und zeigen, wie eng die Geschichte des Büros mit den Fortschritten in Technologie und der Arbeitskultur verbunden ist.

Die 90er Jahre: Die Digitalisierung und ihre Auswirkungen

Die 90er Jahre markierten einen Wendepunkt in der Art und Weise, wie wir arbeiten. Mit dem Aufkommen des Internets und der zunehmenden Digitalisierung wurden tiefgreifende Veränderungen eingeleitet. Die erste Internetverbindung existierte tatsächlich bereits in 1969 in den USA. Doch erst die Einführung des World Wide Web im Jahr 1993 revolutionierte die Art und Weise, wie Daten verarbeitet und Informationen ausgetauscht wurden. Der Computer trat seinen Siegeszug in die Büros an und ersetzte nach und nach die Schreibmaschine. Zu Beginn wurde jedoch noch nicht jeder Arbeitsplatz mit einem Personal Computer ausgestattet. Der Aufstieg von Google im Jahr 1998 beschleunigte diesen Prozess weiter.

Kurz vor der Jahrtausendwende kündigte sich eine tiefgreifende Veränderung der Bürowelt an. Der beginnende E-Mail-Verkehr ersetzte allmählich das Fax. Bereits 1996 kam Outlook auf den Markt. Damit konnten auch die Angestellten eigene E-Mail-Adressen anlegen, um damit effizienter zu kommunizieren. Die Schnelligkeit der E-Mail war ein großer Vorteil gegenüber des Briefwegs. Auch beim Telefon bewegte sich etwas: Die Wahlscheibe wurde durch Tasten ersetzt und die ersten ‚mobilen‘ Telefone hielten Einzug in die Arbeitswelt. Die Entwicklung von Mobiltelefonen und die zunehmende Mobilität der Arbeitskräfte ermöglichten es den Menschen, von überall aus zu arbeiten und dennoch mit dem Büro verbunden zu bleiben.

Das Büro wird reversibel: Neue Ansätze in der Bürogestaltung

Zur gleichen Zeit änderte sich auch etwas in der Gestaltung der Büros. Der Trend zum „reversiblen Büro“ betonte die Flexibilität der Arbeitsumgebung, um verschiedenen Arbeitsweisen gerecht zu werden. Möglichst wenig Wände und viel Platz für Kommunikation, so lautete die Prämisse für die Innenarchitektur. Allerdings zeichnete sich dieser Ansatz durch den Gedankengang aus, dass ein und dasselbe Konzept als Universallösung für alle Büros gelten sollte. Die oberste Priorität war es, Räume für einen schnellen und effizienten Austausch zu schaffen.

Mobiles Arbeiten und Gesundheitsbewusstsein

In den 90er Jahren fiel der Begriff ‚Telearbeit‘ immer häufiger. Durch die Erfindung des Internets und der Verbreitung von Computern wurde das Arbeiten von zu Hause aus enorm erleichtert. Trotzdem fand der Hauptteil der Arbeit nach wie vor in den dafür gestalteten Büros statt. Durch die Einführung neuer technologischer Mittel minimierte sich allerdings der Aufwand von einfachen und routinierten Aufgaben, da diese verstärkt digital und automatisch abliefen.

Ein weiteres Ereignis beeinflusste die Gestaltung von Büros. Die Verabschiedung einer eine Richtlinie zum Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz von der EU im Jahr 1990.  In dieser wurde die Größe der Arbeitsfläche sowie die Eigenschaften eines ergonomisch einstellbaren Bürodrehstuhls festgelegt. Die ergonomische Bürogestaltung hatet endgültig Einzug gehalten. Von nun an geriet die Gesundheit der Angestellten mehr und mehr in den Fokus.

Was ist heute in der Bürogestaltung wichtig?

Erinnern Sie sich noch an das Büro der 90er Jahre? Was hat sich seitdem verändert? Welche Schwerpunkte setzt die Bürogestaltung heute? Teilen Sie uns gerne Ihre Meinung mit!


Hier finden Sie alle Artikel zu unserer Reihe ‚Die Geschichte des Büros‘

Wie alles begann: Der Ursprung des Büros

Das Büro als Abbild der Gesellschaft: Industrialisierung und die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts

Das Action Office prägt das Image des Büros: die 70er Jahre und ihre Folgen

Das Büro als Ort der Gemeinschaft? Wir wissen, wie es geht. Zum Beispiel mit der Joyn 2 von Vitra. 



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Das Großraumbüro erobert das 20. Jahrhundert

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich das Büro rasant weiter – durch die Weiterentwicklung der Kommunikationsmedien und die daraus resultierende Automatisierung ergaben sich neue Rahmenbedingungen für die ‚white collar work‘.

Großraumbüro der 60er Jahren in den USA – In Deutschland kommt der Trend erst später an

Rauchschwaden durchziehen die Büros der 70er Jahre

In den 70er Jahren bestand die Arbeitsweise vor allem aus Routineaufgaben. Noch wurd alles händisch auf Papier eingetippt. Die Schreibtische waren voller Papierberge und Akten. Es gab Ordner und Briefkörbe an jedem Arbeitsplatz, denn alles musste sorgfältig abgeheftet werden. Dabei war der Stauraumbedarf enorm. Der Mittelpunkt der Arbeitswelt war die häufig auch schon elektromechanische Schreibmaschine. Als oberste Priorität galt die körperliche Anwesenheit der Mitarbeitenden. Das Thema ‚Arbeiten von zu Hause aus‘ spielte keine Rolle. Beim Abarbeiten der Aufgaben war volle Konzentration gefragt. Eine weitere gesundheitliche Herausforderung waren die Rauchschwaden, denn Rauchen am Arbeitsplatz war erlaubt. Ebenso war es nicht unüblich, Alkohol auf den Schreibtischen zu finden.

Ein weiteres Alltagsritual: Das Durchblättern dicker Telefonbücher, denn mittlerweile war das Telefon das wichtigste Kommunikationsmedium. Für den internen Informationsfluss griff man häufig noch auf Rohrpostanalgen zurück. Dadurch mussten Mitarbeitende nicht das halbe Bürogebäude durchqueren.

Rostrot, Senfgelb und Cognac: Das Büro der 70er ist bunt

In den 70er Jahren rückte das Design allerdings mehr und mehr in den Fokus. Möbel aus Holz und Bürostühle mit Rollen und Lederbezug fanden sich verstärkt in den Arbeitswelten. Die Farbgestaltung orientierte sich an den Trends der 70er Jahre: Bunt gemusterte Teppiche, die Farben Rostrot, Cognac und Senfgelb waren angesagt. Für Tapeten, Decken und Böden wurde häufig auf einen orangenen Farbton zurückgegriffen. In Einzelbüros verbreiteten sich die Loungemöbel, die als bequeme Sitzmöglichkeiten während Besprechungen populär wurden.

Auch die Auseinandersetzung mit einer ergonomischen Büroausstattung nahm – zumindest in der Chefetage – zu. Denn die Erkenntnis, dass sich Gesundheit und die Bedürfnisse der Arbeitnehmenden auf die Motivation und die daraus resultierende Produktivität hat, kam allmählich auf. Ende der 70er Jahre gehörte die Ausstattung von Bürodrehstühlen mit Synchronmechanik zur ersten benutzerfreundlichen Normausstattung. Auch das Stehpult wurde bereits eingesetzt, da bereits bekannt war, dass dauerhaftes Sitzen krank macht.

Die Cubicles erobern das amerikanische Büro

Bereits in den 60ern verbreitete sich das aus den USA stammende Großraumbüro immer mehr auch in Deutschland. Es gehörte nun zur Normalität, so viel Arbeitnehmende wie möglich in einen Raum zu quetschen. Meistens war es stickig, laut und es gab in der Raummitte kein Tageslicht. Durch die Erfindung des ‚Cubicle‘ sollte in diesen Räumlichkeiten mehr Privatsphäre hergestellt werden.

Die sogenannten Cubicle (dt.: Arbeitszellen) wurden 1967 von Robert Probst mit dem Namen ‚Action Office II‘ erfunden. Die Intention dahinter war, mehr visuelle und auditive Privatsphäre herzustellen. Dabei sollten die individuellen Bedürfnisse und Bewegung der Arbeitnehmenden im Fokus stehen. Aus heutiger Perspektive ging das allerdings nach hinten los. Letztlich stand die effiziente Nutzung der Bürofläche vor der effektiven Kommunikationsmöglichkeit der Mitarbeitenden.

Die Parzellierung von Großraumbüros prägte das Negativ-Image der klassischen Büroarbeit. Der Mensch wurde zur Ameise im kapitalistischen System und schien einfach ersetzbar. Zudem verstärkte sich die Hierarchisierung, da die Chef-Büros weiterhin bestehen blieben. Der einzige Vorteil gegenüber den Schreibsälen der 20er Jahre war, dass nicht mehr jeder Schritt von einem ‚Vorseher‘ beobachtet und dokumentiert wurden konnte. Durch andere architektonische Voraussetzungen (Flurstruktur, Einzelbüros) verbreitet sich der Trend in Deutschland allerdings nie so stark wie in den USA.

In Deutschland setzte sich der Trend zum Großraumbüro allmählich durch. Durch architektonische Voraussetzungen (Flurstruktur, Einzelbüros) verbreiteet es sich allerdings nie so stark wie in den USA.

Fazit: Die Erfindung des Cubicle prägt das Image der Büroarbeit

Die körperliche Arbeitsbelastung war aufgrund fehlender technischer Ausstattung in den Büros der 70er Jahre noch enorm, vor allem im Vergleich zu den heutigen Zeiten. Der Arbeitsstil der damaligen Zeit war sehr strukturiert und streng. Mit der Schreibmaschine waren die Arbeitsschritte und der damit einhergehende Arbeitsaufwand enorm hoch. Trotzdem setzten sich die ersten Bestrebungen, das Büro ‚gesundheitsfreundlicher‘ zu gestalten, durch. Jedoch setzte sich immer mehr ein Stilbewusstsein durch, das heute als ‚Retro‘-Design durchaus wiederkehrt. Dunkle Holztöne neben bunten Farben an den Wänden sind Stilelemente, die sich auch heute wieder in den Büros finden lassen.

Fotos von steelcase


In den ersten beiden Beiträgen zur Geschichte des Büros gehen wir auf die Ursprünge und die Entwicklung im 19. und frühen 20. Jahrhundert ein.

Wie schaffen wir es, Arbeitswelten zu gestalten, in denen alle teilhaben können? Inklusives Design geht uns alle an. 



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Büro als Abbild unserer Gesellschaft

Im letzten Blog haben wir einen kleinen Blick auf die Ursprünge des Büros geworfen. Vom antiken Rom zur mittelalterlichen ‚Burra‘ sind wir am frühneuzeitlichen Kaufmannsschreibtisch stehengeblieben. Lange Zeit blieben Arbeitsort und das zu Hause ein und derselbe Platz.

Die Verwaltungsarbeit nimmt im Zuge der Industrialisierung zu

Im 19. Jahrhundert etablierte sich die preußische Amtsstube. Denn neben der Industrialisierung und Massenfabrikation stieg auch der Bedarf an Verwaltungsarbeit. Vor allem der preußische Verwaltungsapparat stieg zum Vorbild für andere Staaten aber auch für Großunternehmen auf. Wegweisend für die bürokratischen Arbeit war das Militär. Der Arbeitsalltag war durch korrektes, diszipliniertes und zweckmäßiges Arbeiten geprägt. Schreibtische und Stühle waren nur für höherrangige Arbeitende vorbehalten. Die ‚gemeinen‘ Angestellten arbeiteten an Stehpulten. Eine straffe Organisation und Struktur prägten den Arbeitsalltag. Unterlagen wurden alphabetisch sortiert und eingeordnet. Es gab bereits Karteikarten und Briefordner. Durch die Einführung von Gaslicht wurden die Arbeitszeiten verlängert. Eine Spezialisierung der unterschiedlichen Vorgänge (Rechnen, Schreiben, Kassieren, Ablegen,…) führte zur Aufteilung der Arbeitsvorgänge in unterschiedliche Räume. Erst um die Jahrhundertwende hielt das Telefon und somit eine ganze neue Art der Kommunikationsform Einzug in die deutschen Büros.

Die Revolution der Schreibmaschine im American Office um 1900

1874 kam die erste serienmäßig hergestellte Schreibmaschine auf den amerikanischen Markt (die ersten Käufer waren vor allem Stenographen, Telegrafisten oder Schriftsteller wie Mark Twain). Ab 1880 wurde sie auch im Büro eingesetzt und unterstützte dadurch das Wachstum der kapitalistisch geprägten Unternehmen. Damit einher ging die Hierarchisierung der Funktionen und die verstärkte Unterteilung in Sachgebiete. Häufig verrichteten die Mitarbeitenden jedoch Teilarbeiten, die von den Managern koordiniert und kontrolliert wurden. Die Sinn- und Zweckhaftigkeit der Arbeit blieb also im Dunkeln für einen Großteil der arbeitenden Bevölkerung.

Die Schreibmaschine bringt auch die Frauen und einen neuen Stil ins Büro. Bild aus der Dauerausstellung zur Kulturgeschichte des Büros im Heinz Nixdorf Museum

Schnelligkeit und Fehlerfreiheit als Qualifikation

Die Schreibmaschine ermöglichte eine neue Form der Geschwindigkeit. Zudem konnten mit ihr auch im gleichen Arbeitsgang Durchschläge für die Ablage erstellt werden. Das Beherrschen der Schreibmaschine wurde zur neuen Qualifikation, was durch Wettbewerbe in Schnelligkeit und Fehlerfreiheit gefördert wurde. Allerdings war dieser Beruf auf die rein ausführende Tätigkeit reduziert und es gab kaum Möglichkeiten zum Aufstieg. Letztlich befanden sie sich am unteren Ende der Hierarchie. Eine weitere Veränderung war die Feminisierung des Office bei Routinetätigkeiten. Immer mehr Frauen eroberten die kaufmännischen Berufe.

Der Schreibsaal der 1920 Jahre: Büroarbeit wird ‚weiblich‘

Zwischen 1907 und 1925 verfünffachte sich der Anteil der Frauen unter den Angestellten: Die Einteilung in Abteilungen erweiterte sich immer mehr, denn der allgemeine Verwaltungsaufwand steigt. Frauen aus der Mittelschicht, aber auch vermehrt aus Arbeiterfamilien gelang der Statusaufstieg in den angesehen ‚Angestelltenstatus‘. Allerdings trog der Schein: Es war kein Weg in die Unabhängigkeit, da das Gehalt nicht für einen eigenen Hausstand reichen konnte. Die Arbeit im Schreibsaal war außerdem erschöpfend: es beeinträchtigte die Gesundheit enorm. Nervosität, Schwindel, Erschöpfung, Sehnenscheidenentzündungen und Schwerhörigkeit gehörten durch die enorme Lautstärke und den einseitigen Kraftakt beim Tippen zum Alltag. Die Arbeit sollte nur ein Durchgangsstadium sein: bis zum passenden Ehemann. Eine seltene Aufstiegschance war der Wechsel ins Chefsekretariat oder in die Vorzimmer der Abteilungsleiter. Film, Literatur und Werbung griffen diese ’neue Rolle‘ der Frau verstärkt auf.

1940er Jahren: Das Büro dient zur Verwaltung des Vernichtungskriegs

Die Schicksale der Soldaten wurden akribisch verwaltet – die militärische Verwaltung regelte jeden einzelnen Schritt genau: auch das Anlegen von Gräbern. An der Heimatfront veränderte sich der Arbeitsalltag auch zunehmend. Verlängerung der Arbeitszeiten, kaum oder nur schlechtes Büromaterial, Verdunklungen und Bombenalarme gehörten dazu. ‚Neue Produkte‘ waren Rettungskisten für den Abtransport der Schreibmaschine in den Luftschutzraum oder Karbidlampen für die Notbeleuchtung.

1950er Jahre: Modernisierung durch Büromaschinen

Moderne Büromaschinen (Buchungsmaschinen, Diktiergeräte,…) und Massenartikeln (Hefter, Locher, Anspitzer,…) verdrängten die Kultur und Ausstattung der Vorkriegszeit. Der Einsatz von Maschinen veränderte die Arbeitsweise enorm: Die Optimierung der Arbeitsabläufe und der effektive und effiziente Einsatz der ‚Bürokraft‘ stand im Zuge der Rationalisierung an oberster Stelle. Arbeitsschritte wurden weiter zergliedert – ähnlich wie in der Produktion die Fließbandarbeit. Dabei verrichteten vor allem Frauen die eintönige Arbeiten, während die leitenden Funktionen den Männern zufielen. Dem gegenüber standen die Kleinbetriebe und das Handwerk, in denen häufig noch die Ehefrauen der Geschäftsinhabenden die Buchhaltung handschriftlich erledigten.

Fazit: Das Büro als Ort der Kontrolle von oben

Das Büro hatte sich zu einem Arbeitsplatz der Rationalität entwickelt. Die Zergliederung in kleinteilige Aufgaben, die hierarchisch von oben kontrolliert und gemanagt werden musste, war weit weg vom heutigen ‚Purpose‘. Die ‚Sache‘ stand im Vordergrund, der Mensch als Maschine musste sie voranbringen. Doch in den nächsten Jahrzehnten spielte die Raumumgebung eine größere Rolle und auch der Gestaltung des Büros wurde sich mehr und mehr zugewandt. Im nächsten Blog werfen wir einen Blick auf die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts.


Doch wie sehen eigentlich die ersten Formen von ‚Büroarbeit‘ aus? Woher stammt der Name ‚Büro‘? Wieso ist eine Rückbesinnung zu den Ursprüngen eigentlich so wichtig. Mehr dazu erfahren Sie im ersten Teil unserer Geschichtsreihe.

Im Büro gehören Menschen in den Mittelpunkt. Sie sind aktive Schaffensräume, in denen Kultur entsteht. Wie das gelingt, erfahren Sie bei uns. 



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Wie wurde das Büro zu dem, was wir heute kennen?

Um Arbeitsumgebungen und die damit verbundene Arbeitsweise innovativer zu gestalten, müssen wir uns an die ursprüngliche Idee des Büros erinnern. Wie und wozu entstand das Büro? Was ist der Daseinszweck für unsere heutige Arbeitsumgebung?

Anfänge in der Antike

Die ersten Anfänge eines büroähnlichen Arbeitsortes befannen im alten Rom: In einer Art Staatsarchiv (Tabularium) wurden wichtige Schriftsätze aufbewahrt – das befand sich nicht nur in Rom, sondern auch in den Kastellen an den Rändern des Imperiums. Mit dem heutigen Büro war das natürlich nicht gleichzusetzen, aber es zeigt, dass das Bedürfnis nach Verwaltung und Schriftverkehr auch bereits damals zu einem Staatsapparat dazugehörte.

Sandro Botticelli: Der heilige Augustinus bei der Arbeit

Die ‚Burra‘ der Mönche schützen das Kostbarste

Im Mittelalter setzte sich dies durch die sogenannten Skriptorien fort. Seit der Spätantike gab es sogenannte Schreibstuben, die sich vor allem in Klöstern befanden. Dort saßen Mönche in durch Vorhänge abgetrennten Kabinen und widmeten sich dem Studium und der Abschrift der heiligen Schrift, der antiken Lehrwerke, Verwaltungsbüchern und später auch der ersten Literatur (wie beispielsweise die Merseburger Zaubersprüche, die im 10. Jahrhundert auf althochdeutsch niedergeschrieben wurden).

Die Tische der Mönche waren mit der ‚Burra‘ bespannt, einem groben Tuch, das dazu diente, die kostbaren Bücher zu schützen. Diese Vorrichtung ist die Namensherkunft für unser heutiges Büro. Da zu dieser Zeit das Schreiben eine rare Kunst war, war so eine Art ‚Arbeitsplatz‘ auch ein Zeichen von Prestige und Macht.

Arbeit als Mission: Büros sollen Potentiale entfalten

Die zentrale Aufgabe des ‚Büros‘ war es im Mittelalter, Kostbares zu schützen. Das Kostbarste, das das Büro heutzutage aufweisen kann, ist der Mensch mit seinen vielfältigen Potenzialen und Fähigkeiten. Das Interessante der damaligen Arbeitsweise liegt in der Definition von ‚Arbeit‘ selbst: Es war kein Job, es war eine Mission. Es ging nicht nur um Bedürfnisbefriedigung, sondern um die freie Entfaltung des eigenen Potentials. Eine echte Inspiration für das heutige Arbeiten im Büro und die Suche nach ‚Purpose‘.

Holzschnitt von Jost Amman in Nürnberg 1585, Bild @Heinz Nixdorf Museum

Schreibtisch als Mittelpunkt in der frühen Neuzeit

Die ersten Formen des modernen Büros entstanden in der Renaissance und dem ausgehenden Mittelalter durch den wachsenden Fernhandel. Die dazugehörigen Buchhaltungs- und Finanzierungssysteme wurden von Italien aus nach Deutschland importiert. Der zentrale Arbeitsraum im Kaufmannshaus war der Mittelpunkt der Geschäftsvorgänge. Der dort stehende Schreibtisch entwickelte sich schnell zum wichtigsten Möbelstück im Raum, da dort sämtliche Arbeitsvorgänge getätigt wurden.

Örtlichkeiten für das Privat- und Arbeitsleben trennen sich

Im 17. Jahrhundert etablierte es sich allmählich für Beamte, Anwälte und schreibende Berufe, ein Büro zu unterhalten. Die Entwicklung ging von den Städten aus. Amsterdam, London oder Paris waren Vorreiter in der Errichtung der ersten prachtvollen Bürobauten. Denn durch diese Bauten konnten auch Reichtum und Macht ausgestrahlt werden. Vor allem große Bankdynastien zeigten ihr Vermögen durch prunkvolle Gebäude. Durch diese Entwicklung entstand die Zweiteilung der lokalen Funktionalität: Ein Ort (=Büro) ausschließlich zum Arbeiten, der andere für das Privatleben (=Zuhause). Die Zeit war gekommen: Das Büro wurde zum zweckgebundenen Bau.

Schieben Sie die Gestaltung Ihrer Arbeitsumgebung nicht auf die ‚lange Bank‘

Ein interessanter Fakt: Das Sprichwort: ‚etwas auf die lange Bank schieben‘ stammt aus der frühen Zeit. Vorgänge wurden noch nicht alphabetisch, sondern chronologisch notiert und in Stapeln auf eine Bank niedergelegt. Was damals ein normaler Vorgang war, ist heutzutage keine gern gesehene Eigenschaft beim Arbeiten im Büro. Schieben Sie die menschenzentrierte Gestaltung Ihres Büros also nicht auf die lange Bank.


Hier kommen Sie zu Teil 2 unserer kleinen Blogreihe zur Geschichte des Büros. Geschichte ist mehr als nur ein Blick in die Vergangenheit. Es kann uns zeigen, wie und warum unsere Gegenwart geformt wurde und wichtigen Input für unsere Zukunft liefern.

Sitzen ist das neue Rauchen: Wir wir Arbeitsumgebungen gesundheitsfreundlich gestalten können. 



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